Stuten sind besondere Wesen, man liebt sie, oder man mag sie gar nicht. Die Reiterwelt ist zum Thema „ Reitstuten“ sehr geteilt: es gibt Reiter oder Reiterinnen, die nur auf Stuten schwören und andere, die niemals eine Stute als Reitpferd möchten.

Die Stutenliebhaber mögen ihre Launen, und dass Sie trotzdem zuverlässig sind, wenn man ihr Herz erobert hat. Die anderen finden sie zickig und eben unzuverlässig und überhaupt diese Rosse ganz furchtbar…

Um die Stuten zu verstehen soll man ihre Rolle in der Natur analysieren. Wildpferde Herden sind von einer Leitstute geführt: sie entscheidet wo und wann die Herde sich ausruhen kann, sie kennt die sicheren Wasserstellen und Grasland, wo die Herde sich vor Wetter schützen kann und, wenn Gefahr von dem Hengst gemeldet wurde, startet die Leitstute zuerst mit der Herde hinter ihr und der Hengst bleibt zuletzt hinter der Herde. Außerdem bringen die Stuten die Fohlen zur Welt um das Überleben ihrer Art zu sichern. Die Fohlen werden von den Stuten erzogen, zusammen sozialisieren sie die Fohlen innerhalb der Herde.

Tja, Stuten tragen eine große Verantwortung für ihre Familie und das Überleben ihrer Herde. Ich glaube, es ist die genetische Prägung von dieser hochentwickelten Funktion, die die Stuten anders strickt. Die Stuten haben fast immer etwas ernst in sich, sie sind selten unbekümmert, sie reagieren schneller auf Störungen in ihrem Umfeld. Zum großen Teil sind sie von ihren hormonellen Veränderungen abhängig und können deswegen ernsthafte Störungen entwickeln. Dies macht sie körperlich und seelisch empfindlicher als einen Wallach und sogar einen Hengst.

Nehmen wir den Zyklus der Stute unter die Lupe. Die Stuten werden zu bestimmten Zeiten des Jahres paarungsfähig und die Natur hat nicht vorgesehen, dass sie geritten werden sollen…

Die Rosse einer Stute hängt sehr stark von Klima, ihrem Gesundheitszustand und vor allem von der Länge des Tageslichtes ab. Wenn sie in nördlichen Ländern leben, konzentriert sich die sexuelle Aktivität von Frühling bis Sommer. Die Zeit, wo keine Rosse stattfindet, heißt Anöstrus.

In Frühling wird das Tageslicht länger, was die Ovarien ( Eierstöcke) aktiviert und dadurch werden unterschiedliche hormonelle Vorgänge begünstigen. Die Eierstöcke entwickeln Follikel, die jedes eine Eizelle enthält. Der Anöstrus wird damit beendet, wenn die erste Eizelle aus einem Follikel freigesetzt ist. So beginnt einen regelmäßigen Zyklus, der im Durchschnitt 21 Tage dauert und sich in 2 Phasen teilt. Die erste Phase ist der Östrus ( Follikelphase ) dauert 5 bis 7 Tage, die zweite Phase ist der Diöstrus, (Lutealphase) dauert 14 bis 15 Tage.

Es ist im Östrus, wann die Follikel das Hormon Östrogen freisetzen, das das Verhalten der Stuten verändert. Der Schweif wird gehoben, sie blinken mit den Schamlippen, es wird reichlich uriniert, es wird gequietscht, getreten, geschlagen, unter dem Sattel können sie sich schlecht konzentrieren. Während der letzten 24 oder 48 Stunden des Östrus passiert die Ovulation, eine Eizelle wird aus einem Follikel frei.

Es folgt jetzt der Diöstrus: der gerissen Follikel verändert sich zum Gelbkörper und produziert Progesteron, das wiederum den Geschlechtsorgane für eine Trächtigkeit vorbereitet und das sexuelle Verhalten beendet.

Wenn die Stute nicht gedeckt wird, findet 15 Tage später wieder ein Östrus statt. Mit der Abnahme des Tageslichtes im Herbst wird der Östrus Zyklus beendet und der Anöstrus beginnt bis zum nächsten Frühling.

In fast jedem Stall gibt es mindestens eine Zyklusgestörte Stute: von Dauerrosse, Unfruchtbarkeit oder anderen gynäkologischen Problemen bis zur kompletten Abwesenheit der Rosse. In den Rennställen, wo Tag und Nacht künstliches Licht ist, damit die Pferde sehr wenig oder kein Winterfell entwickeln, zeigen die Stuten ernste Gesundheits- und Verhaltensprobleme, weil sie sich permanent im Östrus Zustand finden und ihr Organismus keine Ruhe hat. Man soll immer die Haltung bei einer Zyklusgestörten Stute kontrollieren und die erste Sache, die zu klären ist, ist die Frage, ob sie zu viel oder zu wenig Licht bekommt.

Wenn das Lichtverhältnis stimmt, können es andere Probleme sein, z.B ovariale Zysten, Endometritis (Gebärmutterschleimhaut Entzündung ) oder Pyometra (Eiteransammlung in der Gebärmutter).

Wie immer, bietet die Homöopathie auch gute Möglichkeiten bei Zyklusstörungen. Besonders für Zuchtstuten hat die Homöopathie ein großen Vorteil gegenüber den extremen hormonellen Behandlungen der Schulmedizin.

Man soll niemals vergessen, die Natur hat an alles gedacht: wenn eine Stute nicht trächtig wird, hat sie ihre Gründe. Sie fühlt sich nicht in der Lage ein Fohlen 340 Tage zu tragen und dann zu gebären. Die Natur zu forcieren war noch nie eine gute Idee und für die Stuten können anderen Probleme danach entstehen.

Um diese empfindlichen Wesen zu kennen und zu schätzen braucht man unbedingt Verständnis und Kenntnis ihrer tiefen Natur um ihnen Raum anzubieten, damit eine harmonische Beziehung aufgebaut wird und ihre vielseitige Persönlichkeit zum Tragen kommt.

Eve Saglietto – www.tierhomoeopathie-saglietto.de