DER ALTE BEGLEITER

DER ALTE BEGLEITER

Man sieht sie auf den Wegen, mit Halfter und Stricklein von ihren Menschen geführt. Sie gehen langsam, sind ein bißchen steif und oft plüschig wie ein Teddybär. Dies sind die alten Pferde, die ihre verdiente Rente genießen.

Inzwischen stehen in fast allen Ställen ein oder zwei Seniorpferde, meistens über 20 Jahre alt. Manche werden noch gemütlich ins Gelände geritten, andere gehen am Führstrick spazieren, je nach ihrem gesundheitlichen Zustand. Wie auch die Menschen, werden unsere Pferde immer älter. Zu ihrem Glück hat sich die Mentalität bei den Pferdbesitzern geändert. Vor 30 Jahren war es nicht üblich ein altes Pferd bis zum Ende zu behalten, deshalb waren sie selten in den Ställen anzutreffen. Nach 2 Tierarztbesuchen und Rechnungen wurde das Pferd schnell „erlöst“, wohlbemerkt oft vom Metzger, und das neue Pferd war am selben Tag schon im Stall. Im besten Fall wurden sie zu einem Landwirt, mit anderen alten Pferden, auf die Koppel geschoben, wo sie nicht mehr vom Besitzer gepflegt wurden und für ihren Platz in der Rangordnung kämpfen mussten, was oft nicht geklappt hat und das Pferd in eine elende Situation gebracht hat. Solche Geschichte existieren immer noch, werden aber immer seltener.

Klar, ein altes Pferd bringt keine reiterliche Leistung mehr und sein Unterhalt kostet mehr als bei einem Pferd in seinen besten Jahren. Die Zeit mit Hafer, Stroh, Heu und Mineralfutter ist vorbei. Die Zähne sind oft abgenützt und trotzdem sollen sie regelmäßig vom Pferdezahnarzt kontrolliert werden. Sie brauchen spezielles Futter, keine billigen Pellets, und je nach ihren gesundheitlichen Problemen, unterschiedliche Ergänzungsfutterpräparate noch dazu. Ein großes Blutbild pro Jahr muss sein um sich unangenehme Überraschungen zu ersparen.

Welche Haltung kommt in Frage, ist die erste Frage, die sich stellt. Welche Kriterien sind zu erfüllen? Ein Stallwechsel bedeutet immer Stress, egal ob für junge oder alte Pferde, aber alte Pferde verkraften das nicht so gut. Wenn der Besitzer sich jeden Tag um sein Pferd kümmert und es bewegen kann, gibt es keinen Grund für einen Stallwechsel. Anders ist es, wenn der Stall weit weg ist und die Bewegungsmöglichkeiten für das Pferd begrenzt sind, besondere in Winter. Nun, reine Offenställe sind für alte Pferde, die bisher gepflegt wurden und ihre eigene Box hatten, nicht optimal. Die Senioren sollen in Ruhe fressen können, in der Nacht sich hinlegen können, Koppelgang ja, aber am besten mit anderen Senioren, weil große gemischte Gruppe sie stressen. Im Sommer sollen sie nicht den ganzen Tag ohne Kontrolle auf der Wiese sein, und, wenn sie immer mit Insekten empfindlich waren, nur mit Fliegenmaske und Fliegendecke, und mit Tränke.

Alle diese Punkte haben ihre Berechtigung: sie haben nicht mehr die Kraft ihr Futter gegenüber den jüngeren Pferden zu verteidigen, sie fressen auch langsamer, genauso können sie sich nicht einen sicheren Platz für die Nachtruhe erkämpfen, deshalb brauchen sie einen einzelnen Unterstand oder eine Box.

Der Glaube, dass Pferde nur auf der Koppel, und dies bei jedem Wetter, glücklich sind, ist meiner Meinung nach nicht richtig. Es gibt Pferde, die so etwas mögen, vielleicht, aber stundenlang in der Hitze, in der Kälte oder im Regen zu stehen macht keinem Pferd Spaß und den Senioren noch weniger.

Man soll bedenken, die Aufregung wegen der Insektenstiche und der Hitze im Hochsommer strapaziert ordentlich ihren Kreislauf und erhöht ernsthaft das Risiko für eine Kolik. Alte Pferde verlieren ihr Winterfell nicht mehr komplett und wenn, hat es eine andere Struktur als früher, denn ihr Stoffwechsel ist verlangsamt. Sie frieren schneller bei kaltem Wind und Regen, ihr Rücken ist empfindlicher geworden und eine Decke ist kein Luxus. Im Winter können gefrorene Matschkoppeln, die sowieso für alle Pferde gefährlich sind, zum Verhängnis werden: in ein Loch treten, auf einer Eisplatte stürzen, kann für die Senioren fatale Folgen haben.

Nach der Haltung, kommt die nächste wichtige Sache, wahrscheinlich das Wichtigste: niemals die Muskulatur eines alten Pferdes abbauen lassen! Sie brauchen ihre Muskeln um aufstehen zu können.

Das Aufstehen ist für alle Pferde ein Kraftakt, sie beanspruchen extrem die Muskelgruppe der Hinterhand, wobei das Becken eine große Rolle für die Stabilität des gesamten Skeletts spielt. Diese Muskeln müssen ihre Kraft behalten um das Aufstehen zu ermöglichen. Wenn das Pferd nicht mehr geritten wird, ist es sinnvoll Bodenarbeit, leichte Kavaletti Übungen, oder Doppellonge, zu machen. Wenn auch solche Arbeit nicht mehr möglich ist, bleiben immer noch Spaziergänge mit Berg auf und Berg ab. Es gibt kein Universaltraining, alles soll sich nach dem Gesundheitszustand und Problemen des Pferdes richten. Es gibt gut Ratgeber, Bücher, für das Training mit alten Pferden, es lohnt sich diese zu lesen und einen individuellen Weg für sein Pferd zu überlegen.

Außerdem bietet die Homöopathie gute Lösungen und Unterstützung für die Senioren, besonders, wenn sie unter Kreislauf, Herzprobleme, Arthrose, grauen Star, oder Stoffwechselstörung leiden. Für die Schulmedizin sind sie einfach „alt“ und diese Diagnose „es ist alt“ hilft dem Pferd und seinem Besitzer nicht weiter. Dies ist sehr schade, weil es auch gute Möglichkeiten bei der Schulmedizin gibt, die alten Pferden helfen können.

Persönlich, behandele ich sehr gern die alten Pferde, ich mag ihre Ausstrahlung, spüre ihre Dankbarkeit und ihre Freude am Leben. Es macht mich glücklich, wenn ihre Probleme sich verbessern und es ihnen ermöglicht wird, ihr Leben besser zu meistern.

Sie haben uns jahrelang Freude geschenkt, sie waren unsere treuen Begleiter, wenn wir Schicksalsschläge kassieren sollten. Sie sind ein Teil unseres Lebens, deshalb ist es richtig und gerecht, ihnen einen schönen Lebensabend zu schenken und sie ordentlich zu versorgen.

Jeden Tag, den wir noch mit ihnen verbringen dürfen, ist ein Geschenk von Gott. Und ich weiß, wo von ich spreche, als stolze Besitzerin eines bald 33 Jahre alten Araber Hengstes…

Eve Saglietto – www.tierhomoeopathie-saglietto.de

Das Wesen … Stute

Das Wesen … Stute

Stuten sind besondere Wesen, man liebt sie, oder man mag sie gar nicht. Die Reiterwelt ist zum Thema „ Reitstuten“ sehr geteilt: es gibt Reiter oder Reiterinnen, die nur auf Stuten schwören und andere, die niemals eine Stute als Reitpferd möchten.

Die Stutenliebhaber mögen ihre Launen, und dass Sie trotzdem zuverlässig sind, wenn man ihr Herz erobert hat. Die anderen finden sie zickig und eben unzuverlässig und überhaupt diese Rosse ganz furchtbar…

Um die Stuten zu verstehen soll man ihre Rolle in der Natur analysieren. Wildpferde Herden sind von einer Leitstute geführt: sie entscheidet wo und wann die Herde sich ausruhen kann, sie kennt die sicheren Wasserstellen und Grasland, wo die Herde sich vor Wetter schützen kann und, wenn Gefahr von dem Hengst gemeldet wurde, startet die Leitstute zuerst mit der Herde hinter ihr und der Hengst bleibt zuletzt hinter der Herde. Außerdem bringen die Stuten die Fohlen zur Welt um das Überleben ihrer Art zu sichern. Die Fohlen werden von den Stuten erzogen, zusammen sozialisieren sie die Fohlen innerhalb der Herde.

Tja, Stuten tragen eine große Verantwortung für ihre Familie und das Überleben ihrer Herde. Ich glaube, es ist die genetische Prägung von dieser hochentwickelten Funktion, die die Stuten anders strickt. Die Stuten haben fast immer etwas ernst in sich, sie sind selten unbekümmert, sie reagieren schneller auf Störungen in ihrem Umfeld. Zum großen Teil sind sie von ihren hormonellen Veränderungen abhängig und können deswegen ernsthafte Störungen entwickeln. Dies macht sie körperlich und seelisch empfindlicher als einen Wallach und sogar einen Hengst.

Nehmen wir den Zyklus der Stute unter die Lupe. Die Stuten werden zu bestimmten Zeiten des Jahres paarungsfähig und die Natur hat nicht vorgesehen, dass sie geritten werden sollen…

Die Rosse einer Stute hängt sehr stark von Klima, ihrem Gesundheitszustand und vor allem von der Länge des Tageslichtes ab. Wenn sie in nördlichen Ländern leben, konzentriert sich die sexuelle Aktivität von Frühling bis Sommer. Die Zeit, wo keine Rosse stattfindet, heißt Anöstrus.

In Frühling wird das Tageslicht länger, was die Ovarien ( Eierstöcke) aktiviert und dadurch werden unterschiedliche hormonelle Vorgänge begünstigen. Die Eierstöcke entwickeln Follikel, die jedes eine Eizelle enthält. Der Anöstrus wird damit beendet, wenn die erste Eizelle aus einem Follikel freigesetzt ist. So beginnt einen regelmäßigen Zyklus, der im Durchschnitt 21 Tage dauert und sich in 2 Phasen teilt. Die erste Phase ist der Östrus ( Follikelphase ) dauert 5 bis 7 Tage, die zweite Phase ist der Diöstrus, (Lutealphase) dauert 14 bis 15 Tage.

Es ist im Östrus, wann die Follikel das Hormon Östrogen freisetzen, das das Verhalten der Stuten verändert. Der Schweif wird gehoben, sie blinken mit den Schamlippen, es wird reichlich uriniert, es wird gequietscht, getreten, geschlagen, unter dem Sattel können sie sich schlecht konzentrieren. Während der letzten 24 oder 48 Stunden des Östrus passiert die Ovulation, eine Eizelle wird aus einem Follikel frei.

Es folgt jetzt der Diöstrus: der gerissen Follikel verändert sich zum Gelbkörper und produziert Progesteron, das wiederum den Geschlechtsorgane für eine Trächtigkeit vorbereitet und das sexuelle Verhalten beendet.

Wenn die Stute nicht gedeckt wird, findet 15 Tage später wieder ein Östrus statt. Mit der Abnahme des Tageslichtes im Herbst wird der Östrus Zyklus beendet und der Anöstrus beginnt bis zum nächsten Frühling.

In fast jedem Stall gibt es mindestens eine Zyklusgestörte Stute: von Dauerrosse, Unfruchtbarkeit oder anderen gynäkologischen Problemen bis zur kompletten Abwesenheit der Rosse. In den Rennställen, wo Tag und Nacht künstliches Licht ist, damit die Pferde sehr wenig oder kein Winterfell entwickeln, zeigen die Stuten ernste Gesundheits- und Verhaltensprobleme, weil sie sich permanent im Östrus Zustand finden und ihr Organismus keine Ruhe hat. Man soll immer die Haltung bei einer Zyklusgestörten Stute kontrollieren und die erste Sache, die zu klären ist, ist die Frage, ob sie zu viel oder zu wenig Licht bekommt.

Wenn das Lichtverhältnis stimmt, können es andere Probleme sein, z.B ovariale Zysten, Endometritis (Gebärmutterschleimhaut Entzündung ) oder Pyometra (Eiteransammlung in der Gebärmutter).

Wie immer, bietet die Homöopathie auch gute Möglichkeiten bei Zyklusstörungen. Besonders für Zuchtstuten hat die Homöopathie ein großen Vorteil gegenüber den extremen hormonellen Behandlungen der Schulmedizin.

Man soll niemals vergessen, die Natur hat an alles gedacht: wenn eine Stute nicht trächtig wird, hat sie ihre Gründe. Sie fühlt sich nicht in der Lage ein Fohlen 340 Tage zu tragen und dann zu gebären. Die Natur zu forcieren war noch nie eine gute Idee und für die Stuten können anderen Probleme danach entstehen.

Um diese empfindlichen Wesen zu kennen und zu schätzen braucht man unbedingt Verständnis und Kenntnis ihrer tiefen Natur um ihnen Raum anzubieten, damit eine harmonische Beziehung aufgebaut wird und ihre vielseitige Persönlichkeit zum Tragen kommt.

Eve Saglietto – www.tierhomoeopathie-saglietto.de